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Pressemitteilung

Wieder werden alte, wertvolle Bäume gefällt – Stadträtin fühlt sich übergangen

Aller Aufwand umsonst: wenige Stunden nach Veröffentlichung dieser Pressemitteilung wurden auch diese letzten Bäume entfernt.

Das Thema „Baumfällungen“ taucht immer mal wieder in der Presse auf. Meist wird davon berichtet, wenn die Arbeiten unmittelbar bevorstehen, und zum Teil auch sehr alte Bäume neuen Gebäuden zum Opfer fallen. Jüngstes Beispiel sind drei Baumriesen, die schon den ersten Bau des Klinikums Nürnberg vor über 120 Jahren als stattliche Größen miterlebten. Es handelt sich um eine Winterlinde, einen Spitz-Ahorn und einen Totholzstamm mit Fledermausquartier. Diese sind 180 bis gut 250 Jahre alt und haben beträchtliche Stammumfänge von 2,13 bis 3,07m.

Durch engagierte Bürger*innen, die sich um „ihre“ Bäume sorgen, aufmerksam gemacht, begab sich ÖDP-Stadträtin Inga Hager gleich zu Beginn ihrer Stadtratstätigkeit ab Mai 2020 auf die Suche nach Informationen zu diesem Bauprojekt. Da in den elektronischen Unterlagen, die für die Stadträte zur Verfügung gestellt werden, und über die auch die Vorgänge der Vergangenheit recherchiert werden können, nichts zu finden war, und die befragten Kolleg*innen aus der Ausschussgemeinschaft auch nichts darüber wussten, stellte Hager bereits im Juni einen Antrag mit der Bitte um Klärung, was mit drei historischen Gebäuden und 40 Bäumen auf dem Klinikum-Gelände geplant ist. Im August (bis dahin war der Antrag noch nicht behandelt worden) musste Hager bereits den Abriss zweier Gebäude erleben und feststellen, dass die meisten der 40 Bäume bereits weg waren. Auch auf einen weiteren Antrag im Dezember 2020 mit der Anfrage, wie die weiteren Pläne sind, und ob die übrigen drei Bäume erhalten werden können, wurde bisher vom Bürgermeisteramt nicht reagiert.

Hager ist schockiert, dass solche Entscheidungen getroffen werden, ohne den Stadtrat zuvor zu informieren und einzubinden, obwohl es sich um städtischen Grund und große städtische Gebäude handelt. „So alte Bäume haben einen unschätzbaren Wert, sie dürfen nie leichtfertig Gebäuden zum Opfer fallen, denn selbst mit Ersatzpflanzungen wird der Wert dieser Riesen erst in vielen Jahrzehnten ausgeglichen. Da ist es auch nur ein sehr geringer Trost, dass das Nürnberger Umweltamt sich mit dafür eingesetzt hatte, dass diese Bäume wenigstens noch elf Monate länger stehen bleiben können, als die knapp 40 weiteren Bäume, von denen immerhin die Hälfte unter die Baumschutzverordnung fiel“ so Hager.

Um noch eine letzte Chance zur Rettung dieser letzten und besonders wertvollen Bäume zu ergreifen, hat sich die ÖDP-Stadträtin nun an die Höhere Naturschutzbehörde in Ansbach gewendet und bittet die Beamten eindringlich darum, dass sie die Fällungsgenehmigung stoppen und erwirken, dass die Baupläne abgeändert werden, damit diese Bäume erhalten bleiben können.

Bei den Plänen für ein Konzerthaus an der Meistersingerhalle ist es genauso ungünstig verlaufen: Als der Bevölkerung klar wurde, dass dem Neubau mindestens 61 zum Teil sehr alte Bäume weichen müssen, waren bereits 10 Millionen Euro in die Planung geflossen, für ein Gebäude, das nur an diesem Ort so stehen kann. „Eine so dicht besiedelte und gleichzeitig an Bäumen arme Stadt wie Nürnberg kann es sich nicht leisten, Bauplätze auszuweisen, wo dicke Bäume stehen. Eine moderne Bauplanung muss diese so berücksichtigen, dass die Gebäude um die Bäume platziert werden, ohne diesen zu schaden. Dann tun die Bäume neben ihrem Nutzen für Artenschutz, Biodiversität, Luftreinhaltung und das Stadt-Klima auch noch den Menschenseelen gut“ ist Hager überzeugt.

Nachtrag vom 05.01.2021 Nachmittags:

Leider kamen das dringende Schreiben an die Höhere Naturschutzbehörde in Ansbach und diese Mitteilung an die Presse zu spät. Nun wurden die Bäume geschreddert – ja, nicht einmal sachgerecht gefällt! Auf diesen Nachtrag bezieht sich auch das Foto.

„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen.“
(Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher, 1769 - 1859)

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