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Pressemitteilung

Führt Altholzverbrennung in Nürnberg-Sandreuth zu Klimaneutralität?

ÖDP Stadtratsgruppe stellt Fragen zu ökologischen, ökonomischen und gesundheitlichen Folgen

Foto: Martin Ivanov, Preisträger des ÖDP-Fotowettbewerbes 2019/20

„Der erste Gedanke bei der thermischen Entsorgung von Altholz führt schnell zu der Beruhigung: Das ist ja Abfall, und bei der Verbrennung wird nur das Kohlenstoffdioxyd wieder freigesetzt, welches der Baum beim Wachsen gespeichert hatte, also ist das ein CO2-neutraler Vorgang“ gesteht die ÖDP-Stadträtin Inga Hager. Bei genauerer Betrachtung wurde ihr aber klar: „Als CO2-neutral kann die energetische Nutzung von Holz jedoch nur bezeichnet werden, wenn nicht mehr Holz verbrannt wird, als im gleichen Zeitraum nachwachsen kann, abzüglich der Emissionen durch den Transport und die Verarbeitung des Holzes und seiner Produkte“.

„Eine intensivere Auseinandersetzung mit aktuellen und zukünftigen rechtlichen Rahmenbedingungen und Grenzwerten im Rahmen einer Informationsveranstaltung hat uns dazu bewegt, einen Prüfantrag zu der geplanten Altholzverbrennung in Sandreuth zu stellen“, sagt ÖDP-Stadtrat Jan Gehrke.

Dazu erläutert Hager weiter: „Um den Kohlenstoff im Holz möglichst lange gespeichert zu lassen, sollte gering belastetes Altholz immer stofflich genutzt werden, z. B. in Form von Weiterverarbeitung zu Spanplatten oder weiteren Holzprodukten. Erst wenn das Altholz durch seine Behandlung mit Holzschutzmitteln oder giftigen Lacken gar nicht mehr weiter genutzt werden kann, ist eine thermische Verwertung sinnvoll“. Werden z. B. alte Dachstühle abgebrochen, muss zunächst ermittelt werden, ob diese mit Lindan, DDT oder ähnlichen nerven- und lungenschädigenden Holzschutzmitteln belastet sind. Diese wurden hauptsächlich in den Jahren 1970-86 eingesetzt. Möglicherweise wurden in den Folgejahren bis ca. 1995 noch Restbestände illegal aufgebraucht. Da diese hochgiftigen Stoffe danach nicht mehr verwendet wurden, geht das „Angebot“ an Holz der Schadstoffklasse A IV aus dem Bausektor langfristig zurück. die ÖDP-Stadtratsgruppe stellt in ihrem Antrag also die Frage, wie sich die Menge des anfallenden, nicht mehr verwertbaren Altholzes in der Region in den kommenden 10 Jahren entwickeln wird, und ob die benötigte Kapazität zur thermischen Verwertung in den umliegenden Altholzverbrennungsanlagen z. B. in Neumarkt und in Zapfendorf auch ohne eine neue Anlage in Nürnberg zur Verfügung steht.

Die beiden Stadträte stellen außerdem die Frage der ökonomischen Rentabilität: „Der energetische Vorteil von Heizkraftwerken besteht darin, dass gleichzeitig Strom und Wärme produziert wird. Das Altholz-Kraftwerk soll in der Stadt errichtet werden, um die Wärme in das Fernwärmenetz einzuspeisen und damit weniger Gas zu benötigen. Das betrifft im Wesentlichen die Heizperiode. Ist der Betrieb der Anlage aber nur rentabel, wenn diese ganzjährig durchgehend läuft, so ist dies für die Energie- und Wärmewende nicht zielführend“.

Moderne Verbrennungsanlagen sind mit Filtern und Rauchgasreinigungsanlage ausgestattet und bekommen einen hohen Schornstein, um die unvermeidlichen Restemissionen über höhere Luftschichten weiter zu verteilen und damit zu verdünnen. Und dennoch fällt z. B. viel zusätzlicher LKW-Verkehr an. Sandreuth und die umgebenden Stadtteile St. Leonhard-Schweinau, Gibitzenhof, Steinbühl und Gostenhof sind schon jetzt mehr als andere Stadtgebiete durch dichte Bebauung, ein erhebliches Grünflächendefizit, die Müllverbrennung und ein hohes Verkehrsaufkommen hoch belastet. Feinstaub stellt eine hohe Gesundheitsbelastung für Menschen dar. Je feiner die Partikel, desto weiter dringen sie in die Atemwege ein, führen zu entzündlichen Veränderungen in den Blutgefäßen und zu frühzeitigen Todesfällen durch Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes mellitus und Krebserkrankungen. Zwar werden alle untersuchten und momentan gültigen Grenzwerte weit unterschritten, die WHO drängt jedoch darauf, die Grenzwerte erheblich zu senken. Von gesunder Luft kann laut WHO nur gesprochen werden, wenn der Wert für Feinststaub PM 2,5 unter 5 μg/m³ liegt, und er sollte 10 μg/m³ nicht überschreiten. Diese Grenzwerte werden in großen Teilen der Stadt, vor allem in der südlichen Hälfte bereits ohne zusätzliche Altholzverbrennung überschritten. Die ÖDP-Stadträte fordern daher: „Sollte eine eigene Altholzverbrennung in Nürnberg nötig sein, so müssen zum Schutz der Bevölkerung besondere Vorkehrungen getroffen werden. Es sollte also ein Standort gewählt werden, an dem möglichst wenige Menschen unmittelbar unter den zusätzlichen Emissionen zu leiden haben.“

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