Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Nachhaltigkeitsbericht im Nürnberger Stadtrat

ÖDP fordert "Abschied von Illusionen des `immer mehr´ und ´immer größer´" "Weitblick für das Nürnberg in 50 Jahren"

In der Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch steht der zweite Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Nürnberg auf der Tagesordnung. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) begrüßt die "gelungene Zusammenstellung" der ressortübergreifenden Strategien im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung. ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger: „´Nachhaltigkeit´ darf keine abgegriffene Worthülse sein! Es geht um unsere Verantwortung für die kommenden Generationen. Im Grunde müssen wir bei jeder Entscheidung heute für morgen mitdenken. Wir können es uns nicht erlauben, auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder zu wirtschaften, Schulden zu machen und Ressourcen zu verbrauchen. Im Grunde ist jeder vermeidbare Eingriff, jede unnötige Versiegelung von Grünflächen Diebstahl an den Generationen nach uns," so Schrollinger.
Gerade die kommenden Jahre würden vieles von der Stadtpolitik abverlangen: "Der rasante Zuzug und der Mangel an Wohnräumen, das Bestreben, durch neue Gewerbegebiete mehr Arbeitsplätze in die Stadt zu bringen.
Das alls schafft Begehrlichkeiten, die die hehren Grundsätze einer nachhaltigen Stadtentwicklung manchmal all zu schnell vergessen lassen. Dabei dürfen aber der Schutz der Natur und das Soziale nicht unter die Räder kommen!"
Das Wachstum sei endlich, die Naturräume aber leider auch: "Je mehr Bautätigkeit, umso mehr Versiegelung, je mehr Wirtschaftswachstum, umso mehr Ressourcenverbrauch. Gerade jetzt wäre es höchste Zeit, für die Zukunft vorzusorgen und auch in Nürnberg Konzepte für eine Postwachstumsökonomie mit reduziertem Ressourcenverbrauch auf lokaler Ebene zu erarbeiten. Es geht darum, endlich Abschied von Illusionen zu nehmen: Das Mantra des ´immer größer´ und ´immer mehr´ sichert auch in einer Stadt wie Nürnberg keine Lebensqualität. Wir müssen uns auch im Rat noch stärker mit der ehrlichen Frage konfrontieren: Was muss wirklich sein und was nicht?" so der ÖDP-Politiker.
Schrollinger erwähnt in diesem Zusammenhang die Beispiele Nordanbindung und Frankenschnellweg: "Zig Millionen Euro und viele Hektar Naturfläche würden bei der Nordanbindung des Flughafens geopfert werden, nur weil man nicht zugeben kann, dass eine alte Idee mit den aktuellen Fakten nicht mehr kompatibel ist. Und mit dem Ausbau des Frankenschnellwegs soll nun ein angebliches Komfortprojekt durchgezogen werden, das noch mehr Verkehr, noch mehr an Lärm- und Schadstoffbelastung in die Stadt bringen wird und obendrauf den Stadtsäckel jedes Jahr mehrere Millionen an Unterhalt kosten wird. Wirklich nachhaltig und lohnenswert wären hingegen deutliche und wirksame Investitionen in den ÖPNV, den Ausbau des Radverkehrs und auch alles, was soziale und kulturelle Teilhabe für alle fördert," so Schrollinger
Letztlich sei aber auch jeder einzelne Verbraucher gefragt, seinen Beitrag für ein nachhaltiges Nürnberg zu leisten: "Es müssen keine großen Heldentaten sein. Nachhaltigkeit beginnt schon damit, dass ich anstelle des ´Coffee-to-go-Bechers´ meinen Kaffee in der Tasse trinke und damit unnötigen Müll vermeide. Und im Sitzen oder Stehen ist der Kaffee ohnehin bekömmlicher als im Gehen." Hartnäckig gibt sich Schrollinger im Blick auf seinen am 16.02.2012 gestellten Antrag für "Mehr Ökologie in der städtischen Beschaffung": "Nach über einem Jahr wäre es nun langsam Zeit, dass sich hier etwas tut!" so der ÖDP-Stadtrat.
Schrollinger verweist darauf, dass es bei der Diskussion um Nachhaltigkeit nicht um ein “Entweder – Oder” gehe, sondern um ein Zusammenspiel von Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik zum Wohle aller Mitbürger. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Grenzen des Wachstums sollte dabei in vielerlei Facetten auf der Tagesordung stehen. "Wir dürfen es nicht versäumen, immer wieder aus dem Hamsterrad des politischen Alltagsgeschäfts auszusteigen und danach zu fragen, welche Visionen wir für unsere Stadt haben. Kurzfristige Entscheidungen brauchen mehr denn je den Weitblick für das Nürnberg, das wir in 40 oder 50 Jahren haben wollen. Besonders brisant stellt sich diese Frage bei der Ansiedlung von Großgewerbe wie aktuell in der Verhandlung mit dem japanischen Großkonzern Hitachi. Der Verlockung, 600 Arbeitsplätze in die Stadt zu holen, darf nicht die Verantwortung für die Bewahrung wertvoller Naturresourcen geopfert werden." Schrollinger spielt dabei auf die drohende Hafenerweiterung im Eibacher Forst an und setzt sich dafür ein, den Standort Brunnecker Straße dafür zu etablieren: "Bevor nicht alle Potentiale für eine Reaktivierung industrieller Brachflächen ausgeschöpft sind, wäre es verwerflich, weitere Hektar unserer grünen Lunge platt zu machen," so Schrollinger.

Zurück