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Pressemitteilung

Lagune-Pläne neu im Stadtrat diskutiert

ÖDP: "Bau der Lagune steht auf wackligen Füssen!" "Notbremse der Vernunft eingefordert" Delfintherapie in Nürnberg trotz Verbot des Bundesministeriums

NÜRNBERG / Bei der heutigen Kulturausschusssitzung wurde auf Antrag des ÖDP-Stadtrats Thomas Schrollinger die Diskussion um den Bau der geplanten Delfinlagune neu entfacht. Refinanzierung der Investitionen: "Die Hoffnung, dass sich die Lagune komplett über die Eintrittspreise refinanzieren lässt ist wirklich sehr gewagt. Ob sich das wirklich so realisieren lässt, ist zu bezweifeln. Die damit jetzt schon angekündigte Erhöhung der Eintrittsgelder wird wohl langfristig nicht ausreichen. Weitere Erhöhungen sind für die Bürger zu befürchten - wegen des Kombitickets auch für die, die gar nicht ins Delfinarium wollen. Das sind immerhin 60%" so Schrollinger. Die Aussage, dass keine allgemeinen Steuermittel zur Refinanzierung herangezogen werden, beruhe lediglich auf einer wagen Erwartung, Hoffnung oder Prognose und nicht auf verlässlichen Daten. Wildfänge: "Weder der Stadtratsbeschluss von 2002 noch die Aussagen der Tiergarten-Leitung schließen den Kauf von Wildfängen aus. Der Beschluss besagt lediglich, dass keine Wildfänge in Auftrag gegeben werden. Er besagt aber nicht, dass nicht von anderen Einrichtungen Wildfänge aufgekauft werden, so wie es seit Bestehen des Delfinariums gehandhabt wurde." Tiergartenchef Encke habe im vergangenen Jahr mehrfach öffentlich gesagt, dass der Delfinbestand bei ausbleibenden Zuchterfolgen durch sog. "weitergereichte" Wildfänge aufgestockt werden solle. "Auch wenn diese Käufe legal sind (z.B. durch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm), bleiben diese Tiere Wildfänge. An dieser Tatsache ändert sich nichts, auch wenn die Tiere ´umettikettiert´ werden", so der 40jährige Ökodemokrat. Delfintherapie: Auf Nachfrage des ÖDP-Stadrats bescheinigte die Tiergartenleitung das weiterhin laufende Projekt der Delfintherapie in Nürnberg. Dazu würden unter anderem auch Tiere eingesetzt, die als Wildfänge gelten. "Die Befürchtung, dass diese aus der freien Wildbahn gefangenen Tiere möglicherweise auch unkontrolliert auf den engen Kontakt mit kranken Kindern reagieren könnten, lässt sich sicher nicht aus der Welt schaffen. Dennoch ist zu prüfen, ob sich der Nürnberger Tiergarten nicht über ein Verbot des Bundesministeriums hinwegsetzt, das ausdrücklich die kommerzielle Nutzung von wildgefangenen Delfinen für therapeutische Zwecke untersagt. Laut BMU führt das zum Einziehen der Tiere. Delfintherapie wird von der Bundesregierung als kommerziell eingestuft. die sich sowohl gegen Delfintherapie als auch gegen den geplanten Lagune-Bau (PM von MdB Mechthild Rawert vom 09.05.2008) ausspricht" so Schrollinger Es ist bezeichnend, dass sich die SPD-Fraktion im Stadtrat deutlich von ihren Kolleginnen und Kollegen im Bundestag distanzieren, Ratsbegehren: "Natürlich haben wir hier im Rat eine repräsentative Demokratie. Aber ein Großteil in der Bevölkerung fühlt sich durch diese Entscheidung zum Bau der Lagune nicht vertreten! Keinem einzigen Bürger würde es wehtun, wenn wir auf dieses 24Millionenprojekt verzichten würden! Ein finaler Bürgerentscheid würde in diese höchst umstrittene Angelegenheit Ruhe bringen! Ein Millionenprojekt, das zum größten Teil von den Bürgern finanziert werden soll - sei es durch Steuermittel oder durch Eintrittsgelder - braucht eine breite Akzeptanz. Und da wäre es angebracht, ein Signal für transparente und direkte Demokratie zu setzen. Wir würden den Bürgern die Möglichkeit geben, direkt und unmittelbar am politischen Entscheidungsprozess mitzuwirken. Ich habe Sorge, dass mit der Lagune im Tiergarten ein Weg beschritten wird, den mittlerweile vergleichbare Einrichtungen in Deutschland (3 von ursprünglich 9!) und Europa aufgrund besserer Einsicht verlassen haben. Auch wenn die bekanntlich höchst schwierige Nachzucht gelänge: Lebende Delfine in einer Betonschale zu konservieren ist für mich kein Artenschutz", so Schrollinger. Der pädagogische Auftrag, Kinder und Erwachsene dafür zu sensibilisieren, könne im Medienzeitalter viel leichter durch großartige Filmdokumentation wie im IMAX erreicht werden. "Und wie uns das Beispiel der gemeinen Stadttaube lehrt, heißt die Tatsache, dass Tiere Sex miteinander haben noch lange nicht, dass sie sich wohlfühlen. Die Hoffnung, dass es im Freien besser geht, wäre mir wirklich keine 24 Mio. wert!" Zum Beschluss des Kulturausschusses "Für viele Kolleginnen und Kollegen ist es nicht leicht ist, hier über den eigenen Schatten zu springen. Ich weiß, dass einige Kolleginnen und Kollegen über die Fraktionen hinweg auch in meinem Sinne denken. Die Vertretung im Kulturausschuss ist für mich in dieser Frage nicht repräsentativ dafür, was die Leute aufder Straße denken. Unser Tiergarten würde weit mehr Ansehen gewinnen, wenn die ablehnende Haltung von fast allen großen Tier- und Artenschutzorganisationen, die Kritik von Behindertenverbänden, eben auch der Bundes-SPD und auch von vielen Bürgerinnen und Bürgern ernstgenommen werden würde."

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